Meine Bilder entstehen direkt aus der Farbe heraus. Die angewandten Mischtechniken bieten ein Orchester malerischer Möglichkeiten. Denkt man bei wasserlöslichen Farben, wie bei Aquarell, an transparente Töne mit Leuchtkraft, bei Gouachen an pudrig-samtig deckende und bei Acryl an modifizierbare, satte Aufträge, so steigern Gegensätze den Oberflächencharakter. Dadurch bleibt der Mal- und Formprozess vielfältig, lebendig und Farben stürmen variantenreich ins Bild.
Im Laufe meiner Atelierarbeit als Malerin und Dozentin bei der vhs Darmstadt habe ich mein künstlerisches Konzept zur experimentellen entwicklungsorientierten Malerei eoM entworfen, das sich in vier aufeinanderfolgenden Schritten aufbaut.
Der erste Schritt ist immer ein spontan-dynamischer Farbauftrag. Unmittelbar und spielerisch wird die Farbe auf den Malgrund geworfen, durch Schüttungen, Klecksen, Schnicken usw. verteilt sich die Farbe. Tropfen, Ränder, aneinander überlagernd oder ineinander verschwimmend, nass-in-nass, bis sich genügend Schnittstellen bilden.
Farbe verwischt: Komplementär gemischt, Aufbruch der Farben verwischt, spielerisch gegen die Norm, dazwischen wächst die neue Form.
Der zweite Schritt ist ein Innehalten, um Abstand zu gewinnen vom quirligen Chaos. Erst in der Ferne fügt das Auge Umrisslinien zusammen, und ich kristallisiere mit Hilfe von Aquarellstiften oder Zeichenkohle Formen, Landschaften, Figürliches und Abstraktionen heraus, bin „Geburtshelfer“, um den Entwurf für mich sichtbar zu machen.
Der dritte Schritt ist die sogenannte Bildwandlung. In diesem Abschnitt findet noch einmal eine grundlegende Veränderung statt. Nur Umrisslinien und entstandene Formen dürfen stehenbleiben. Alles andere wird mit dem Pinsel übermalt, reduziert, beruhigt und zurückgenommen, so lange, bis sich die Komposition entblößt.
Der vierte Schritt ist die Optimierung. Der Bildinhalt wird auf den Prüfstand gestellt, alle Flächen unter die Lupe genommen und an der Komposition gefeilt.
Mit diesen vier Schritten lasse ich meine Landschaften, Stillleben, Gesichter und Gestalten ohne jede Vorlage aus dem Farbprozess sich malerisch herausdestillieren.